Zeitzeugenvortrag mit Ernst Grube – ein Holocaustüberlebender berichtet

„Von Ernst Grube lernen wir etwas, das selten ist: Er macht uns aufmerksam auf die Bedeutung des Vergangenen für ein solidarisches Zusammenleben im Heute und in der Zukunft“
Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrum München

Im Rahmen der Aktionswoche konnten auch in diesem Schuljahr wieder alle Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe live einem Holocaust Überlebenden, Ernst Grube, lauschen und ihm in einem persönlichen Gespräch Fragen stellen. Birgit Mair vom ISFFB, die bekannt ist für ihre Vorträge und ihr Engagement gegen Rechtsextremismus, unterstützte ihn bei seinem Vortrag mit Bildern und Erklärungen.
Ernst Grube wurde 1932 in München geboren und während des Nationalsozialismus als Jude verfolgt. Er kam als Sohn eines evangelischen Malermeisters und einer jüdischen Krankenschwester in München zur Welt. Die Familie lebte in einem Mietshaus, das der jüdischen Gemeinde gehörte, gleich neben der Münchner Hauptsynagoge. Nach deren Zerstörung im Juni 1938 stand Familie Grube auf der Straße. Weil die Eltern keine eigene Wohnung mehr fanden, kamen Ernst, sein älterer Bruder Werner und seine Schwester Ruth in das Kinderheim Schwabing, eine Einrichtung der jüdischen Wohlfahrt.
Doch 1941holten die Nazis 23 von 46 Kindern aus dem Heim und deportierten sie nach Litauen, wo sie erschossen wurden. Im April 1942 mussten die verbliebenen Kinder ins Judenlager Milbertshofen und anschließend in die „Heimanlage für Juden“ in Berg am Laim umsiedeln. Im März 1943 ließ die Gestapo den Großteil nach Auschwitz deportieren. Ernst Grube und seine Geschwister blieben verschont: „Unser Leben wurde gerettet durch den Vater, der sich nicht scheiden ließ“

Ab 1943 lebten die Kinder – an wechselnden Orten – wieder bei den Eltern und erlebten als „Geltungsjuden“ die volle Härte der Verfolgung: Sie mussten den Judenstern tragen, durften keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, konnten keine Schule besuchen, nicht ins Schwimmbad, nicht Fahrrad fahren. Im Februar 1945 deportieren die Nazis Ernst Grube samt Mutter und Geschwistern ins Ghetto Theresienstadt, wo sie am 8. Mai die Befreiung durch die Rote Armee erlebten.
Grube weiß, wie knapp alles war: „Nur wenige hatten das Glück zu überleben wie meine Geschwister und ich.“
Seine Erzählungen spannen den Bogen von seiner Kindheit im Nationalsozialismus über sein Leben nach der Befreiung und sein unermüdliches politisches Engagement bis hin zu seiner Aktivität als Zeitzeuge. Die Fragen der Jugendlichen beantwortete er persönlich im Zuschauerbereich.

In allen seinen Erzählungen zeigt Ernst Grube klare Haltung gegen jede Form von Ausgrenzung, Krieg und Gewalt. Dies ist gerade in der heutigen Zeit in der Antisemitismus, Rassismus und Krieg aktueller sind denn je, wichtig.

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